Herausfordernd.Depressiv.Fremd.Stressig.Einsam
Es könnte vielleicht unvorstellbar sein, aber ich habe die ersten 12 Monate in Deutschland kaum überlebt. Ich hatte zwar einen Alltag, aber vieles war mir unbewusst. Ich sehe das jetzt und kann mein erstes Jahr in Deutschland besser beurteilen.
Ich habe nur funktioniert sozusagen. Was für ein seltsames Gefühl das war! Ich musste zur Arbeit. Ich hatte eine Teilzeit Arbeitsstelle als Rezeptionistin im Hotel gehabt, und bin weiterhin zum Deutschkurs gegangen.
Der Deutschkurs lief ganz gut. Ich war mit meinem Fortschritten zufrieden, obwohl sie für die Arbeit und den Alltag nicht wirklich ausreichend waren. Ich habe öfters geweint, obwohlich ich generell zufrieden war fühlte ich mich immer noch wegen fehlender Sprachkenntnisse benachteiligt.
Die deutschen Straßen waren immer sehr leise für mich und sind es noch. Es war in Ordnung, dass manche Vorbeigänger mich begrüßt haben aber es waren leider zu wenig Leute auf der Straße, welche miteinander gesprochen hatten.
Es scheint mir, dass jeder jeden Tag allein unterwegs war. Die einzige Ausnahme in dieser Kategorie waren die Schulkinder. Ich sah sie immer in einer kleinen Gruppe gehen, obwohl mit Handys unterwegs haben sie sich unterhalten.
Zum ersten Mal in meinen Leben habe ich Individualismus stark erlebt. Es war gar nicht normal. Ich habe kaum Leute gesehen, die irgendwo zusammen waren und was zueinander gesagt haben. Ist das die deutsche Kultur? oder die neue Generation? Ganz ehrlich das, was ich nun erzähle hat mich fertig gemacht. Ich fand das Verhalten einfach seltsam. Ich hatte Angst davor gehabt ,,Hallo“ zu den Leuten zu sagen, da deren Gesichter auf der deutschen Straßen ,,lass mich in Ruhe“ schrieen.
Meine Identität ging irgendwie verloren. Es war mir nicht bewusst, wie viel ich mich im ersten Jahr eigentlich sozial verändert hatte. Das ist mir jetzt bewusst geworde. Ich schreibe noch mal darüber in meinem nächsten Blog.
Es waren Leute im Deutschkurs, mit denen ich mich unterhalten konnte, aber wir waren nicht richtig befreundet. Bei der Arbeit kam ich mit jedem gut klar, aber es gab leider den einen Mitarbeiter, der alle anderen gemobbt hat. Dazu schreibe ich in einem anderen Blog. Also nach 12 Monaten in Deutschland hatte ich keinen richtigen Freundekreis. Im Deutschkurs sowie bei der Arbeit waren meine einzigen Freunde, die ich hatte. Wie Du es schon erkannt hast die Tage waren sehr einsam.
Ich hatte nie einen Tag im Deutschkurs gefehlt und ich bin immer mit demselben Bus zum Kurs hin und wieder zurück gefahren. Leute, ich war eine Konstante in diesem Bus, dass sogar einer drer Fahrer mich so gut kannte, dass ich nicht mehr auf den Knopf drücken musste. Er kannte meine Haltestelle und solange ich an Bord war, hat er mich automatisch abgesetzt. “God bless his heart.“
Für viele ist das Erleben anders und das ist mir wohl bewußt. Je nach dem wie stark die Psyche einer Person ist, kann derjenige denn besser oder schlechter mit dem Leben im Ausland umgehen. Es waren viele ,,dunkle Tage‘ und es gibt sie noch immer,Tage mit dem Gefühl der Einsamkeit der Depression und der Angst. In Deutschland wird deine Anpassungsfähigkeit getest; die Transformation einer Erwachsen in einem Land wie Deutschland ist sehr herausfordernd. Manschmal war ich mir nicht mehr sicher wer oder wo ich war, manchmal gerade sehr früh am Morgen hatte ich das seltsames Gefühl das ich nicht wußte wo ich eigentlich zuhause war.
Es war seltsam. Ganz seltsam.