Betrung bei der Wohnungssuche – warst du schon ein Opfer?
Die Wohnungssuche in Deutschland kann nervenaufreibend sein, besonders in begehrten Städten. Der Traum von den eigenen vier Wänden verwandelt sich jedoch schnell in einen Albtraum, wenn man Betrügern zum Opfer fällt. Die Gauner werden immer raffinierter und passen ihre Maschen an digitale Zeiten und den angespannten Wohnungsmarkt an. Doch mit dem richtigen Wissen kannst du dich schützen!
Die klassischen Warnsignale: Betrugsmaschen erkennen
Viele Betrugsversuche basieren auf altbewährten Tricks, die auf den ersten Blick verlockend wirken. Achte auf diese roten Flaggen:
- Zu gut, um wahr zu sein: Eine Traumwohnung in Top-Lage, modern ausgestattet, und das alles zu einem unglaublich niedrigen Preis? Das ist das häufigste und größte Warnsignal. Solche Angebote sind in der Regel Köder.
- Druck und Zeitmangel: Der angebliche Vermieter drängt dich zu einer schnellen Entscheidung, weil „viele Interessenten“ warten oder er „morgen abreisen“ muss. Er will keine Zeit für eine gründliche Prüfung lassen.
- Der „Vermieter“ ist im Ausland: Ein Klassiker! Der angebliche Vermieter gibt vor, im Ausland zu leben und kann die Wohnung daher nicht persönlich zeigen. Er schlägt vor, den Schlüssel per Post zu schicken, sobald du eine Kaution oder die erste Miete überwiesen hast.
- Keine persönliche Besichtigung möglich: Das ist ein absolutes No-Go. Eine seriöse Besichtigung, bei der du die Wohnung wirklich sehen und Fragen stellen kannst, ist unerlässlich. Auch wenn der Vermieter weit weg wohnt, muss es eine vertrauenswürdige Kontaktperson für Besichtigungen geben.
- Vorkasse für Besichtigung oder Unterlagen: Niemals! Seriöse Vermieter verlangen kein Geld für eine Besichtigung, eine Reservierung oder die Zusendung von Exposés oder „Mieterselbstauskünften“. Solche Gebühren sind illegal.
- Ungewöhnliche Zahlungsmethoden: Vorsicht bei Forderungen nach Zahlungen über Western Union, MoneyGram, Bargeld-Transfers oder an ausländische Konten, insbesondere wenn es sich um private Konten handelt, die nicht direkt dem Vermieter zuzuordnen sind.
- Unvollständige oder widersprüchliche Angaben: Fehlen wichtige Details in der Anzeige? Stimmen die Bilder nicht mit der Adresse überein (Google Maps checken!)? Gibt es Grammatikfehler oder seltsame Formulierungen, die auf Übersetzungssoftware hindeuten könnten?
Neue Betrugsmaschen bei der Wohnungssuche in Deutschland
Betrüger passen sich schnell an die digitale Welt und die Verzweiflung der Wohnungssuchenden an:
- Der Identitätsdiebstahl (Phishing für persönliche Daten): Hier geht es nicht direkt ums Geld, sondern um deine Daten. Betrüger nutzen gefälschte Formulare oder Links, um dich nach hochsensiblen Informationen wie Kontoauszügen, Gehaltsnachweisen, Ausweiskopien oder sogar SCHUFA-Auskünften zu fragen – und das oft schon vor einer Besichtigung. Diese Daten können für weitere Betrügereien genutzt werden.
- Die „Gebühr für Mieterakte“ (Scamming für sinnlose Dokumente): Hier locken Betrüger mit attraktiven Wohnungen und verlangen dann eine Gebühr für eine „Mieterakte“ oder einen „Bonitäts-Check“, der über eine bestimmte Plattform laufen soll. Du zahlst für ein wertloses Dokument oder eine Dienstleistung, die du nicht brauchst und deren Daten bei den Betrügern landen. Die Wohnung existiert in der Regel nicht.
- Der gefälschte Immobilienmakler/Verwalter: Betrüger geben sich als seriöse Makler oder Hausverwaltungen aus, indem sie deren Logos und Namen missbrauchen. Sie erstellen gefälschte Websites oder E-Mail-Adressen, die den echten zum Verwechseln ähnlich sehen (z.B. „firma-immobilien.de“ statt „firmaimmobilien.de“). Sie führen dich durch den Bewerbungsprozess bis zur Kautionsforderung. Überprüfe immer die Echtheit des Maklers oder der Verwaltung (offizielle Website, Impressum, Telefonnummern).
- Vermieter-Anfrage-Scam (der Spieß wird umgedreht): Hier bist du derjenige, der eine Suchanzeige schaltet („Suche 2-Zimmer-Wohnung in Berlin“). Betrüger melden sich dann auf deine Anzeige, bieten dir eine tolle Wohnung an und versuchen, an deine Daten oder dein Geld zu kommen, oft mit den klassischen Tricks (Auslandsvermieter, Vorkasse).
Statistiken: Ein Blick auf das Ausmaß des Betrugs
Offizielle, umfassende Statistiken speziell zu Wohnungsbetrug sind oft schwer zu finden, da viele Fälle unter allgemeine Betrugsdelikte fallen oder gar nicht zur Anzeige gebracht werden. Dennoch geben Berichte und Umfragen einen Einblick:
- Dunkelziffer hoch: Experten gehen davon aus, dass die Dunkelziffer bei Betrugsmaschen im Internet, einschließlich des Wohnungsbetrugs, sehr hoch ist. Viele Betroffene schämen sich, den Betrug zu melden, oder der Schaden ist zu gering, um den Aufwand der Anzeige zu betreiben.
- Verbraucherzentralen warnen kontinuierlich: Die Verbraucherzentralen in Deutschland warnen regelmäßig vor den beschriebenen Maschen. Dies deutet auf eine konstante Anzahl von Betrugsversuchen hin, die bei ihnen gemeldet werden.
- Schaden variiert: Der finanzielle Schaden kann von kleinen Gebühren für gefälschte Unterlagen (z.B. 50-200 Euro) bis hin zu vierstelligen Beträgen für Kautionen reichen, die nie zurückgezahlt werden.
Kann man den Betrug an der Art der Miete erkennen?
Ja, die Mietpreisgestaltung kann ein starkes Indiz für eine Betrugsmasche sein.
- Deutlich zu niedrige Miete: Das ist das eindeutigste Zeichen. In angespannten Wohnungsmärkten ist der Quadratmeterpreis für eine bestimmte Lage und Ausstattung relativ konstant. Wenn ein Angebot deutlich unter dem ortsüblichen Mietspiegel liegt (z.B. 30-50% günstiger), ist es fast sicher ein Betrugsversuch. Betrüger nutzen diesen Anreiz, um schnell viele Interessenten zu gewinnen.
- Pauschalmiete ohne Nebenkostenaufschlüsselung: Vorsicht, wenn nur ein „All-Inclusive“-Preis genannt wird, aber keine transparente Aufschlüsselung der Nebenkosten (Heizung, Wasser, Müll etc.) erfolgt. Seriöse Vermieter legen in der Regel die Nettomiete und die Vorauszahlungen für die Nebenkosten getrennt dar.
- Keine Kautionsforderung oder ungewöhnlich niedrige Kaution: Das kann ebenfalls ein Warnsignal sein. Eine Kaution von bis zu drei Nettokaltmieten ist in Deutschland Standard und gesetzlich erlaubt. Wenn keine Kaution verlangt wird oder der Betrag extrem niedrig ist, könnte dies darauf hindeuten, dass der Betrüger ohnehin nicht plant, die Wohnung zu übergeben, und daher keine „echte“ Kaution benötigt. Er zielt vielleicht auf die erste Monatsmiete oder eine andere Gebühr ab. Allerdings gibt es auch seriöse Angebote ohne Kaution, dies ist eher ein schwächeres Indiz als eine zu günstige Miete.
Was tun, wenn du einen Betrugsversuch bemerkst oder Opfer wurdest?
- Kein Geld überweisen! Egal, wie verlockend oder dringend die Forderung ist.
- Sofort Kontakt abbrechen: Antworte nicht mehr auf E-Mails oder Anrufe des Betrügers.
- Anzeige bei der Polizei erstatten: Wenn du Geld überwiesen hast oder deine persönlichen Daten preisgegeben wurden, erstatte umgehend Anzeige. Sammle alle Beweise (E-Mails, Chatverläufe, Screenshots der Anzeige, Überweisungsbelege).
- Bank informieren: Wenn du Geld überwiesen hast, kontaktiere sofort deine Bank und versuche, die Zahlung zu stoppen oder zurückzuholen.
- Plattform informieren: Melde das betrügerische Angebot sofort der Immobilienplattform, auf der du es gefunden hast. Das hilft, andere vor dem gleichen Betrug zu schützen.
- Verbraucherzentrale kontaktieren: Die Verbraucherzentralen bieten Beratung und Unterstützung bei Betrugsfällen.
Die Wohnungssuche erfordert Geduld und eine gesunde Portion Skepsis. Bleib wachsam, informiere dich und vertraue auf dein Bauchgefühl. Wenn ein Angebot zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das meistens auch!
