Bin ich stolz oder enttäuscht?
Wenn du jemals im Ausland gelebt hast, weißt du bestimmt, wovon ich berichte. In diesen drei Jahren in Deutschland habe ich so viel wie möglich erreicht, damit ich endlich das Gefühl haben kann, es „geschafft“ zu haben. Vieles hat sich verändert, das muss ich zugeben. Ich war zwar noch nicht da, wo ich gerne sein wollte, aber ich war auf dem richtigen Weg und fast am Ziel.
Das Leben wurde etwas leichter, sodass ich mich frage, wie ich den Stress der letzten Jahre in Deutschland überhaupt durchgestanden habe. Ich hatte kaum eine Minute zum Atmen. Ich denke, wenn man fast am Ziel ist, verändert sich die Wahrnehmung des Drucks, den man sich selbst auferlegt hat.
Einer meiner Knackpunkte war die Frage, was ich beruflich in Deutschland machen werde. Diese Frage hat mein ganzes Leben in die richtige Bahn gelenkt, das muss ich ehrlich sagen. Ich hatte zwar noch Probleme mit der deutschen Sprache, aber die Ungewissheit, welchen Beruf man im Ausland ausüben kann, war für mich ein Albtraum.
Jedenfalls habe ich meinen eigenen Weg gefunden und bin Immobilienkauffrau geworden. In einem anderen Blog habe ich geschrieben, dass ich meinen dritten Deutschkurs abgebrochen habe, und das stimmt. Seitdem hatte ich viel mehr Zeit für andere Dinge und weniger Stress. Das heißt aber nicht, dass ich aufgehört habe, Deutsch zu lernen, nein! Ich habe mir andere Methoden gesucht. Also ging das Deutschlernen wie zuvor weiter.
Ich habe meine Zwischenprüfung gemacht und bestanden. Für das Bestehen der Zwischenprüfung gab es 1.000 € (steuerfrei) vom Arbeitsamt. Der Prozess verlief reibungslos. Ich muss zugeben, dass ich so viel Glück mit den Mitarbeitern meines Arbeitsamtes hatte. Es gab weder Stress wegen Auszahlungen von Geldern noch bei der Bewilligung von Anträgen. Ich sage das so, weil ich oft von anderen gehört habe, dass sie Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt haben. Ich kann mir nicht erklären, woran das liegt. Jede Erfahrung in Deutschland ist anders.
Ich hatte nicht einmal einen festen Sachbearbeiter beim Arbeitsamt. Mir wurde entweder per E-Mail oder telefonisch geholfen. Einige sagen, dass ich es möglicherweise einfacher hatte, weil ich schon gut Deutsch konnte. Diese Aussage lässt sich leider nicht so einfach bestätigen. Es bleibt wohl ein Geheimnis.
Ich bin fest davon überzeugt, dass Zuwanderer sich in jedem Fall anpassen. Es gelingt leider nicht jedem, die Anpassung äußerlich zu zeigen, aber jeder passt sich an. Dies geschieht bei vielen Zuwanderern unbewusst. Allerdings passen sich die Menschen an, es sei denn, sie verlassen nie ihre Wohnung. Für Menschen, die nur ihre vier Wände sehen, ist eine Anpassung an die neue Kultur natürlich nicht möglich, weil der Kontakt mit der neuen Kultur fehlt.
Ich habe mich nie bewusst darum bemüht, mich an die deutsche Kultur anzupassen. Ich habe nicht einmal darüber nachgedacht. Allerdings gibt es viele Dinge, die ich jetzt mache oder mag, mit denen ich vorher nichts zu tun hatte und die ich nie mochte. Während dieser Prozess ablief, hatte ich keine Ahnung davon. Erst in meinem vierten Jahr in Deutschland ist mir aufgefallen, dass ich zum Beispiel:
- Deutsche Musik genieße – am Anfang habe ich deutsche Musik gehört, um mein Deutsch zu verbessern.
- Nachmittags gerne ein Bier trinke.
- In der Bahn sitzen muss, wenn ich sechs Stationen fahre, hähähä.
- Mich über irgendetwas beklagen muss usw.
Nur an eine Sache konnte ich mich nicht gewöhnen, vor allem nicht an das deutsche Brot. Egal, was die Deutschen darüber sagen, ich kann Brot niemals als Hauptmahlzeit ansehen. Ich kann nicht so viel Brot essen wie die Deutschen. Ich habe es versucht, aber es gelingt mir leider nicht und wird es auch in Zukunft nicht.
Ich esse gerne Sauerkraut, Bratkartoffeln und Rotkohl, mehr „deutsch“ kann ich wohl nicht werden. Hähähähä. Ich mag mein Essen lieber warm und weich, nicht kalt und trocken. Also kein Brot für mich.
Da der erste Aufenthaltstitel in der Regel drei Jahre gültig ist, musste ich einen neuen Antrag stellen. Wie ihr alle wisst, beträgt die Wartezeit in Deutschland oft mehrere Monate, deshalb war ich mir unsicher, wann ich die erste Nachfrage stellen sollte. Ich hatte keine Lust darauf, aber es musste sein. Lustigerweise dauert die Antwort auf die Nachfrage ebenfalls mehrere Monate. Alles, was ich tun konnte, war abwarten.
Kurzübersicht des dritten Jahres in Deutschland:
- Zwischenprüfung bestanden
- Eigenes Geschäft weitergeführt
- Umschulung nur noch sechs Monate, Praktikum nur noch zwei Monate und sieben Tage
- Meine Liebe zu Pflanzen wiederentdeckt
- Noch keine Antwort von der Ausländerbehörde
- Anmeldung zur Abschlussprüfung vorgenommen
- Weiterhin Deutsch gelernt